In genau dieses Szenario wirft uns das aus fünf Episoden bestehende Adventure “Life is Strange” vom französischen Entwicklerstudio Dontnod Entertainment.
Wobei der Begriff “Adventure” diesem Titel eigentlich nicht wirklich gerecht wird: Life is Strange ist ein Coming-of-Age Zeitreise-Thriller, der mit wunderbar ruhiger Indie-Musik von Alt-J, José Gonzales, Syd Matters (die auch den Score produziert haben) und anderen aufwartet. Wir spielen Max Caulfield, eine 18-jährige, aufstrebende Fotografin, die nach einigen Jahren in Seattle in ihre Geburtsstadt Arcadia Bay zurückkehrt. Sie ist eine typische Teenagerin, die gerne Indierock hört, von der Schule ein bisschen genervt und ständig auf der Suche nach sich selbst ist.
Nicht ganz typisch ist allerdings ihre Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen: so verhindert sie etwa zu Beginn der ersten Episode, dass ihre beste Freundin erschossen wird. Die meisten Rätsel im Spiel können nur mit Hilfe von Max’ neuentdeckten Kräften gelöst werden. Jeder, der einen Film mit Zeitreisen – sei es Butterfly Effect oder Zurück in die Zukunft – gesehen hat, weiß dabei: das kann durchaus Probleme geben. Und tatsächlich beeinflussen unsere Entscheidungen den weiteren Spielverlauf: gießen wir unsere Pflanze nicht, geht sie ein; warnen wir unsere Mitschülerin vor einem heranfliegenden Football, hilft sie uns später. Selbstverständlich stellt uns das Spiel dabei auch vor weitaus wichtigere Entscheidungen als “gieße ich meine Blume oder nicht”.
Coming of Age mit einem Schuss Thriller
Eingebettet ist das Ganze in einen spannenden Thriller, in dem Max mit ihrer besten Freundin Chloe nach einer verschwundenen Mitschülerin sucht. Und während die beiden langsam hinter die düsteren Geheimnisse von Arcadia Bay kommen, sieht Max in unheilvollen Visionen auch noch einen nahenden Tornado.
Für mich persönlich sind die Rätsel beim Spielen allerdings eher in den Hintergrund gerückt. Es war vielmehr die Geschichte, die mich trotz der teilweise schlimmen Klischees – etwa Highschool-Kids, die so sprechen, dass es selbst der BRAVO peinlich wäre – am Ball gehalten hat. Außerdem ist Life is Strange ein herrlich entschleunigtes Spiel. Wann habt ihr euch das letzte Mal einfach nur so hingesetzt, ein bisschen Musik gehört und die letzten Tage Revue passieren lassen – und das in einem Computerspiel? Life is Strange als “Hinsetz-Simulator” zu bezeichnen wird dem Spiel auf keinen Fall gerecht. Trotzdem habe ich diese kurzen Momente der Ruhe genossen, der ruhigen Akustik-Gitarre zugehört und einfach Max’ Gedanken gelauscht. Das sind Momente, nach denen man in einem Call of Duty wohl vergeblich sucht.