Seit Dezember 2017 hat RWTHonline immer mehr Funktionsbereiche des altgedienten CampusOffice übernommen, nun ist mit dem Go-Live der Prüfungsanmeldungen der vorerst letzte Meilenstein erreicht. Zeit für eine Zwischenbilanz! Wir haben das verantwortliche Team im Prüfungsleistungs- und Lehrveranstaltungsmanagementprojekt (PuL), den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und zwei Listen des Studierendenparlaments zur Einführung von RWTHonline befragt und stellen euch hier ihre Antworten vor.
Dr. Marguerite Franssen, PuL-Projektleiterin
In einem ausführlichen Schreiben nahm Dr. Marguerite Franssen (PuL-Projekt) Stellung zur Einführung von RWTHonline und verwies auf Probleme, aber auch Erfolge der letzten Wochen. So könne bei der Einführung einer derart komplexen Software wie RWTHonline schlichtweg „nicht alles reibungslos“ ablaufen. Hinzu komme die Vielzahl individueller Szenarien, die vom neuen CMS unterstützt werden müssten, sowie der stetige Wandel der Hochschule: Bereits während des Einführungsprozesses habe ein Teil der geforderten Funktionalitäten an die neuen Gegebenheiten angepasst werden müssen.
Die Frage, ob ein längerer Pilotbetrieb des Systems einen runderen Start ermöglicht hätte, verneint Franssen. So habe man „viele Abläufe im kleineren Rahmen“ testen und auf diese Weise „eine Optimierung bis zum Go-Live für alle Studierenden“ herbeiführen können, womit der Pilotbetrieb sein Ziel erfüllt habe. Eine Ausweitung des Pilotbetriebes hätte dagegen „für alle Beteiligten zu einem nicht vertretbaren Mehraufwand geführt“. Ausdrücklich lobt die Projektleiterin die Arbeit der Koordinatorinnen und Koordinatoren der beiden Pilotstudiengänge, die „eine Höchstleistung erbracht“ hätten, indem sie souverän auf auftretende Schwierigkeiten reagierten. Auch die Studierenden hätten durch ihre Flexibilität „einen erfolgreichen Pilotbetrieb ermöglicht“.
Die Probleme mancher Studierenden bei der Anmeldung zu den Prüfungen nimmt Franssen ernst, zugleich betont sie jedoch, dass der Start der Anmeldephase durchaus gelungen verlief. „Nach der Freischaltung der Applikationen zur Prüfungsanmeldung am 03.12.2018 waren nach wenigen Stunden bereits 5.000 Anmeldungen zu Prüfungsterminen erfolgreich in RWTHonline durchgeführt“, sagt sie. Für eine abschließende Einschätzung sei es jedoch noch zu früh. Wer Probleme bei der Anmeldung hat, findet auf dem Internetauftritt des PuL-Projektes zahlreiche Hilfestellungen und Anleitungen. Bei technischen Fragen können sich die Nutzerinnen und Nutzer an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden.
Dass das Team um RWTHonline nicht zuletzt auch Erfolge mit dem neuen CMS vorweisen kann, untermauert Franssen mit einigen Zahlen aus dem PuL: So gingen seit Dezember 2017 bereits rund 30.000 Bewerbungen über RWTHonline ein, ferner wurden zum laufenden Wintersemester etwa 7.500 Studierende erfolgreich eingeschrieben.
Nach dem Beginn der Anmeldephase für Prüfungen wolle sich das PuL-Team einer der dringendsten Problemstellen der Software widmen: der Bedienung. „Aktuell ist die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit das zentrale Thema der Softwareoptimierung mit der TU Graz, dem Anbieter von RWTHonline.“
Aline Nüttgens, Referentin für Lehre und Hochschulkommunikation, für den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA)
Der AStA steht RWTHonline grundsätzlich positiv gegenüber. Prinzipiell sei an den Vorteilen des neuen CMS nicht zu zweifeln, da dieses „langfristig viele Prozesse vereinfachen und digitalisieren“ solle und zum Abbau teils problematischer Softwareschnittstellen beitrage – hierdurch seien etwa spätere Anmeldefristen für Prüfungen möglich. Dass es gerade in der Anfangsphase zu Verzögerungen und Problemen komme, sei bei der Umsetzung eines solchen „Mammutprojekts“ unvermeidbar; die Einführung der neuen Software für alle Studierenden bringe das System schlichtweg an seine Grenzen.
Den bisherigen Umgang mit diesen Startschwierigkeiten bewertet der AStA dabei ebenfalls positiv: „Die RWTH bemüht sich, die Probleme für Studierende möglichst gering zu halten und es existiert ein reger Austausch zwischen der Projektleitung, dem AStA und den Fachschaften.“ Zwar glaube man, dass momentan „keiner so richtig zufrieden ist“, da man sich weniger Probleme wünsche. „Jedoch denken wir, dass sich die Mängel im Rahmen halten und die RWTH hier viel kommuniziert und Kulanz walten lässt, falls etwas doch mal nicht so funktioniert wie es sollte.“
Auch zukünftig wolle sich der AStA durch seine Beteiligung in zahlreichen Arbeitsgruppen dafür einsetzen, „das Bestmögliche für Studierende zu erreichen.“ Zudem wünscht er sich, dass „die weitere Umsetzung reibungsloser von statten geht und die Studierenden bald die Vorteile von RWTHonline sehen können.“
Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Die LHG ist mit der Einführung des neuen CMS grundsätzlich zufrieden. Wie der AStA weist sie darauf hin, dass es „bei einem so großen Projekt zwangsweise zu ein paar Unstimmigkeiten“ komme. Andererseits kritisiert die Liste, dass einige der Probleme, die während des Pilotbetriebs aufgefallen seien, noch immer nicht behoben wurden. Ferner sei „das Versprechen eines funktionalen „responsive design“ bis heute nicht eingelöst“, neben Grafikfehlern gebe es immer wieder lange Ladezeiten. Grundsätzlich fordert die LHG „angesichts der Beträge, die RWTHonline kostet, auch mehr Leistung“ – die Verantwortung hierfür trage nicht zuletzt die TU Graz, die für die Entwicklung des CMS zuständig ist.
Für die Zukunft wünscht sich die LHG die sinnvolle Unterstützung von RWTHonlinePlus und ähnlichen inoffiziellen Projekten.
Juso-Hochschulgruppe (Juso-HSG)
Die Juso-HSG steht der Einführung des neuen CMS eher skeptisch gegenüber. So habe RWTHonline die Lösung von Problemen mit dem bisherigen CampusOffice verheißen, ohne diesen Anspruch bislang hinreichend erfüllen zu können. Dies liege unter anderem an Ausfällen des Programms und der schleppenden Datenmigration. Schwerer wiegen strukturelle Hürden: „Vor allem für Mehrfachstudiengänge, wie beispielsweise das Lehramtsstudium, scheint das Programm bisher nicht besonders geeignet“, teilt die Juso-HSG mit. „Die Nutzer*innenerfahrung zeichnet sich momentan vor allem durch Probleme, nicht aber durch wirkliche Vorteile im Vergleich zum Vorgänger CampusOffice aus.“ Ferner vermisst die Liste eine vollständige Barrierefreiheit sowie eine dritte Geschlechtsoption bei der Einschreibung.
Insgesamt zieht die Juso-HSG ein eher nüchternes Fazit: So sei es „fraglich, ob sich die Neuerung und vor allem auch die enormen finanziellen Investitionen bis jetzt als sinnvoll erwiesen haben.“ Allerdings hoffe man, dass die „nun schon länger andauernden ‚Startschwierigkeiten‘“ bald behoben sind und „sich das Programm im Laufe des nächsten Jahres stetig verbessert“.
Einen Bericht zur Einführung von RWTHonline und dem Beginn der Anmeldephase für Prüfungen findest du über diesen Link.